Reformierte Kirche Bühler

Freitag, 08.02.2019

Das letzte Jahr am Küchentisch

«Warum studierst du Theologie?» Eine der Fragen die ich häufiger zu hören bekomme, da es heute eher unüblich ist, dass man so etwas wie Theologie studiert. Meistens folgen daraufhin weitere Fragen, wie z. B. «Heisst das, du glaubst an Gott?» oder «Gehst du jeden Sonntag in die Kirche?». Normalerweise bekommt man so eine Frage gestellt, wenn man jemanden neu kennenlernt, vermutlich würden mir da die meisten zustimmen. Nicht so in meiner Wohngemeinschaft. Da höre ich die Frage nämlich immer mal wieder, was wohl daran liegt, dass wir häufiger Besetzungswechsel haben. Passiert wenn man zu Zehnt zusammenwohnt. Aber, zurück zur Frage, warum ich Theologie studiere. Allem voran, ich studiere Reformierte Theologie, was meist schon ein verdutztes Gesicht bei meinem Gegenüber hervorbringt. «Ein Italiener der nicht katholisch ist? Hä?» Ja, das gibt es, sogar häufiger als man es vielleicht denkt. Mein ursprünglicher Hauptzugang und meine Motivation Theologie zu studieren waren die Geschichte und ein ausgeprägtes Interesse für Religion. Mit Religion musste ich mich schon sehr früh auseinandersetzen, da ich mich mit 16 entscheiden musste, ob ich mich konfirmieren lassen möchte. Wenn man aber Geschichte verstehen will, muss man die Entwicklung unseres Glaubens kennen. Und dasselbe in die Gegenrichtung, wenn man Religion verstehen will, muss man unsere Geschichte kennen. Aber warum dann nicht gleich Geschichte studieren? Ganz einfach, ich arbeite gern mit Menschen und alten Texten. Mit der Zeit und dank verschiedener Menschen habe ich auch noch viel mehr in diesem Studium entdecken dürfen. Ich bin auch in meine Kirchgemeinde hineingewachsen und habe viel hinter die Kulissen sehen dürfen und alle diese Eindrücke haben mich angesprochen. Menschen begleiten und eine helfende Hand sein dürfen. In meinem Freundeskreis bin ich schon immer in die Rolle des Seelsorgers gerutscht, viel kann ich da nicht mehr hinzufügen, das tue ich gerne. Gottes Wege sind unergründbar für uns und das ist gut so. Eine Offenheit für Veränderungen sollte man behalten. Sonst verbaut man sich die Möglichkeit, Gelegenheiten wahrzunehmen, die einen in seinem Leben weiterbringen und mehr Türen öffnen, als man für möglich hält. Das ist etwas, was ich in meiner WG und in meinem Studium immer wieder lernen und erleben darf.​​​​​​​​​

Dario Dello Buono

Theologiestudent aus Bühler