Reformierte Kirche Bühler

Freitag, 27.03.2015

Neulich unter dem Schnee

Ich habe langsam genug vom Schnee. Jetzt reicht es. Meine Freude war gross, als jetzt einige Tage lang die Sonne geschienen hat. Die ersten Blümchen strecken ihre Blätter zur Sonne. Es kann Frühling werden. Den Schnee vom vergangenen Sonntag hätte ich nicht mehr gebraucht. Und den Schnee vom kommenden Wochenende auch nicht.

Am Sonntag werden in Bühler elf Mädchen und Jungen konfirmiert. Sie haben zaghaft ihre Fühler ausgestreckt. Haben versucht, ihren Platz in der Kirche zu finden. Sie sind ins Gespräch gekommen. Haben gesehen, wie Menschen ihren Glauben leben. Einige haben versucht, selbst Schritte im Vertrauen zu wagen.

Was geschieht nach dem Gottesdienst am Sonntag mit diesen Erfahrungen? Die Geschenke, die letzten Schulwochen, die Hoffnungen und Sorgen im Hinblick auf die weiteren Ausbildungsschritte, all das lässt vielleicht zunächst verblassen, was wir in der Konfirmationszeit miteinander oder alleine erlebt haben.

Einige meiner Konfirmandinnen und Konfirmanden haben ihren Platz im Kirchgemeindeleben gefunden. Sie engagieren und treffen sich in verschiedenen Zusammenhängen weiter. Ich werde sie regelmässig wieder sehen. Bei anderen wird es vermutlich etwas länger dauern, bis sich unsere Wege wieder kreuzen.

Es ist wie es ist: Nach der Konfirmation nehmen die Jugendlich ihre erlangte Religionsmündigkeit wahr. Sie tun das auf ihre Weise. Und das ist richtig. Was sie im Elternhaus an christlichem Glauben vorgelebt bekamen und was wir im Unterricht vertiefen wollten, all das liegt nun in ihrem eigenen Ermessen. Und die eine nimmt mehr mit als der andere.

Ich frage mich jedes Jahr, was ich da eigentlich mache. Worin liegt die Schönheit unserer Konfirmation? Als Pfarrer gehe ich genauso durch eine Sinnkrise wie die Jugendlichen. Das gehört dazu. Und wenn dann die Konfirmation endlich da ist, freuen wir uns gemeinsam an dem grossen Fest. Warum? Als Christenmenschen wissen wir, dass es wichtig ist, eigene Erfahrungen zu machen. Deshalb eröffnen wir den Jugendlichen einen Raum, in dem sie Erfahrungen machen können, vielleicht sogar Erfahrungen, die grösser sind als sie selbst. Erfahrungen, die weiter tragen.

Wir feiern Konfirmation heute als Segensgottesdienst. Wir geben den jungen Menschen eine neue Portion Lebensmut mit auf den Weg ins Erwachsenwerden.

Das ist mehr als nur ein Schauspiel. Das merken auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden. Das merken auch die Eltern. Und für mich als Pfarrer gehört der Konfirmationssegen zum persönlichsten und schönsten Handwerk, das ich machen darf. Auch wenn ich nicht gleich die Früchte sehen kann. So weiss ich doch, dass es nicht vergebens ist. Denn der Segen ist der Same, den Gott in den Acker unseres Lebens pflanzt. Der die Schneemassen übersteht. Und der aufgeht und Frucht bringt. Zu seiner Zeit.

Lars Syring

Pfarrer in Bühler