Reformierte Kirche Bühler

Dienstag, 15.11.2016

Alles hat seine Zeit - Zum Ewigkeitssonntag

Am Sonntag feiern wir den Ewigkeitssonntag. Wir erinnern uns an die Menschen, die wir im zu Ende gehenden Kirchenjahr zu Grabe getragen haben. Die einen kannten wir besser, die anderen weniger gut. Manche kannten wir vielleicht auch gar nicht. Deshalb ist es gut, dass wir uns als Gemeinschaft an unsere Toten erinnern. Irgendjemand kannte die Verstorbenen. Und wenn wir vielleicht auch selbst nicht traurig sind: Irgendjemand ist traurig. Und diese Traurigkeit lässt sich gemeinsam besser tragen. Denn wir vergewissern uns auch unserer Hoffnung: Wir sind nicht allein. Da sind Menschen an unserer Seite. Menschen, die uns mittragen, wenn wir kaum mehr gehen wollen. Menschen, die Worte für uns mitsprechen, wenn sie uns im Halse stecken bleiben. Heute kann ich für andere diese Worte mitsprechen. Ich weiss, der Tag wird kommen, an dem sie mir nicht so leicht über die Lippen gehen werden. Und da bin ich schon jetzt dankbar, dass dann andere für mich mitbeten und mitsingen.

Am Sonntag denken wir nicht nur an die Menschen, die in Bühler beerdigt wurden. Wir denken auch an die anderen Abschiede, die wir nehmen mussten. Menschen, die in anderen Dörfern beigesetzt wurden. Menschen, die weggezogen sind. Trennungen, die wir hinnehmen mussten.

Zur Erinnerung können Sie am Sonntag im Gottesdienst Kerzen anzünden. Soviel Sie wollen. Und das Licht, dass dann unsere Dunkelheit heller macht, erinnert uns an Jesus, der gesagt hat: Ich bin das Licht der Welt. So bergen wir unsere Erinnerungen und unseren Schmerz in Gott. Bei ihm geht nichts und niemand verloren.

Denn wir haben auch Gott an unserer Seite. Deshalb werden wir am Sonntag über einem Text vom Ende unserer Bibel brüten. Im vorletzten Kapitel der Offenbarung des Johannes (Offb 21, 1-6) schaut der Seher Johannes einen neuen Himmel und eine neue Erde. Gott wird bei den Menschen wohnen und alle Tränen abwischen. Am Ende der Zeit macht Gott einen neuen Anfang. Er ruft alles zu sich. Er bringt alles wieder zusammen. Und obwohl das Alte wieder hervorkommt, ist es doch verwandelt. Irgendwie anders.

Das können wir uns im Moment nur schwer vorstellen. Vor allem, wenn ein schwerer Abschied auf uns lastet. Da kann man das auch als billige Vertröstung hören. Aber so ist das mit unseren Hoffnungsbildern. So ist das, wenn wir unsere Sehnsucht ausdrücken. Dann kommen wir immer auch an Grenzen. An die Grenzen unserer Wirklichkeitsvorstellung. Und auch an die Grenze unserer Sprache. Ich vertraue darauf: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“

Lars Syring

Pfarrer in Bühler