Reformierte Kirche Bühler

Freitag, 18.05.2018

Neulich beim Milchkochen

Ich esse ganz gerne Haferflocken, die in Milch gekocht wurden. Porrige sagen die Briten dazu. Haferschleim die Ostwestfalen. Und die Appenzeller haben auch ein eigenes Wort, das mir aber gerade entfallen ist. Helfen Sie mir, bitte? Mit Apfelmus oder einer Banane ist das ziemlich lecker. Und sehr einfach zu machen. Eine halbe Tasse Haferflocken, eine Tasse Milch und eine Tasse Wasser. Dann alles zusammen kochen (noch besser wird es, wenn die Haferflocken einige Stunden vorher in der Milch eingelegt waren). Dann muss das Ganze noch irgendwie zum Kochen gebracht werden. Und nun habe ich festgestellt, dass die Milch in einem breiten Topf längst nicht so schnell überkocht wie in einem schmalen. Hat mich Anselm Grün drauf gebracht. Nein, sein neues Buch ist kein Kochbuch.

Vor einigen Jahren hatten unsere katholischen Geschwister nach Innerrhoden eingeladen. Erfolgsautor Pater Anselm Grün, bekannt aus Funk und Fernsehen, kam zu einem Vortrag. Und die Pfarreikirche St. Mauritius war voll. 1200 Leute. Eine imposante Kulisse. Und ein aktuelles Thema: Burnout

Seine Diagnose: Immer mehr Menschen fühlen sich ausgebrannt. Sind erschöpft. Haben mehr gegeben, als sie bekommen haben. Deshalb suchen sie neue Kraft. Doch sie schöpfen aus trüben Quellen: brauchen Anerkennung, wollen ihre Einzigartigkeit beweisen oder verzetteln sich in ihrem Perfektionismus.

Denn es ist nicht die Arbeit, die uns erschöpft. Sondern der Druck, dem wir gerecht werden wollen. Und dieser Druck ist meistens selbst aufgebaut. Weil wir es uns selbst beweisen müssen.

Darum: Wer nicht ausbrennen will, muss seine Glut schützen. Muss ab und an die Ofentür zumachen. Sich selbst Sorge tragen. Sonst geht das Feuer aus.

Aber wie geht das? Wie können wir brennen, ohne zu verbrennen? Anselm Grün verweist auf Pfingsten: Das Fest des Feuers. Der Heilige Geist kommt. Wie Zungen, zerteilt von Feuer. Und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist (Apg 2). Endlich wird Jesu Feuer entfacht: „Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!“ (Lk 12, 49)

Wer für Jesus brennt, ganz Feuer und Flamme ist, hat ein heiliges Feuer in sich. Und dieses Feuer läutert. Es befreit von unerreichbaren Idealen. Es erweist, worauf es letztlich ankommt. So wird aus der Asche unserer Illusionen neues Brot gebacken. Brot, das Kraft zum Leben gibt. So wie bei Elia (1. Könige 19).

Dieses Feuer wärmt. Es weist auf den Weg der Liebe. Und macht unser Herz fest. Und offen. Und weit. So können wir leben, ohne Gefahr zu laufen, dass uns unser Feuer verzehrt. Genauso wie bei der Milch: In einem weiten Topf kocht sie nicht so einfach über. Wenn es ihr zu heiß wird, kann sie gut verlaufen und sich wieder beruhigen.

Lars Syring, Pfarrer in Bühler

Übrigens: Sonntag ist Pfingsten. Um 9:40 feiern wir einen Abendmahlsgottesdienst. Anschliessend Kirchenkaffee. Herzlich willkommen!