Reformierte Kirche Bühler

Samstag, 19.04.2014

Neulich beim Laufenlernen

Unsere Jüngste kann jetzt laufen! Und sie hat es ganz anders gemacht als ihre älteren Geschwister. Unser Ältester ist irgendwann aufgestanden und hat seinen Weg unter die Füsse genommen. Von seinem Üben haben wir nicht viel mitbekommen. Unsere Mittlere hat geübt und geübt. Und irgendwann konnte sie es. Und nun die Jüngste. Sie hat sich als Turbokrabblerin fortbewegt, bis sie auf Händen und Füssen mit hochgerecktem Hinterteil vorwärts gekommen ist. Und jetzt hat sie sich vollständig aufgerichtet und läuft.

Na klar: Jeder Mensch erarbeitet sich seinen aufrechten Gang auf seine Weise. Und das Laufen ist eine heikle Sache. Mit jedem Schritt, den wir wagen, riskieren wir, das Gleichgewicht zu verlieren. Der eine Fuss hat noch Stand. Der andere sucht ihn. Irgendwann einmal sind wir einigermassen trittsicher. Aber wir gehen ohne Garantie.

Deshalb: Wer laufen will, muss fallen können. Und dann auch wieder aufstehen lernen. Das Stürzen gehört genauso zum Leben wie das Aufstehen.

Aber nun ist doch morgen Ostern. Warum erzähle ich da vom Gehen Lernen meiner Kinder? Nun: Wegen des Aufstehens. Das Aufstehen und das Auf-er-stehen liegen nämlich ganz nah beieinander. Im Griechischen ist das sogar ein und dasselbe Wort. Nur unsere deutschen Bibelübersetzungen machen da einen Unterschied. Für Jesus wird mit „auf-er-stehen“ übersetzt. Für die Schwiegermutter von Petrus oder für Maria, die Schwester von Martha, aber wird „aufstehen“ übersetzt. Und es ist doch dasselbe Wort. Wie eine Glaswand, so sagte es Luzia Sutter Rehmann, stehen die beiden Buchstaben „-er-“ zwischen unseren alltäglichen Erfahrungen und den Schilderungen der Osterereignisse.

Doch von wessen Aufstehung erzählen die Ostergeschichten? Die Ereignisse in Jerusalem weisen über Jesu Aufstehen hinaus auf das Aufstehen der ersten Freundinnen und Freunde Jesu. Und dann auch hin auf unser eigenes Aufstehen. Aus der Traurigkeit, der Angst und der Einsamkeit. Es ist diese verwandelnde Kraft, die die Menschen um Jesus damals gespürt haben, die auch uns verwandelt. Die auch an und in uns am Werk ist. Und die mich nicht gleichgültig bleiben lässt. Sicher, auch hier gilt: Jeder Mensch übt Auferstehen auf seine Weise. Wir tun das im Vertrauen, dass da einer ist, der uns aufhilft, wenn wir fallen. So wie wir unseren Kindern ja auch aufhelfen.

Fröhliche Ostern!

Lars Syring

Pfarrer in Bühler